Akzeptanz für eHealth steigt

16.09.2020

Bitkom-Studie: Rund zwei Drittel der Befragten wünschen sich mehr Tempo beim Ausbau digitaler Gesundheitsangebote.

Die Digitalisierung in Medizin und Pflege schreitet voran. Noch in diesem Jahr werden erste Gesundheitsapps verschrieben werden können. Im kommenden Jahr folgen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) und des elektronischen Rezeptes. Letzteres wird aktuell unter anderem in dem baden-württembergischen Modellprojekt GERDA erprobt. Eine repräsentative Studie des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) zeigt, dass die rasante Entwicklung im Bereich eHealth von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern begrüßt und aktiv eingefordert wird (65 Prozent). Die Ergebnisse zu den einzelnen Anwendungen im Überblick:

Videosprechstunden

Der Anteil der Befragten, der bereits eine Videosprechstunde genutzt hat, steigt von 5 Prozent im Mai 2019 auf 8 Prozent im Mai 2020 und 13 Prozent im Juli 2020. 45 Prozent kann sich die Nutzung vorstellen – 15 Prozentpunkte mehr als im Jahresvergleich. 91 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer würde Freunden oder Familie die Videosprechstunde weiterempfehlen. Die Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus wird als Hauptgrund für die Nutzung der digitalen Sprechstunde genannt (Abbildung 1).
Abbildung 1
Akzeptanz für eHealth steigt

Gesundheitsapps

Fast 60 Prozent der Studienteilnehmenden können sich die Nutzung einer Gesundheitsapp auf Rezept vorstellen (Abbildung 2), 4 von 10 Befragten wollen ihre Ärztin/ ihren Arzt aktiv darauf ansprechen. Gleichzeitig gibt knapp jeder fünfte Nutzende von Gesundheitsapps an, sich unter Leistungsdruck gesetzt zu fühlen – beispielsweise beim Erreichen der Vorgaben zu Bewegung und Ernährung.
Abbildung 2
Akzeptanz für eHealth steigt

Elektronische Patientenakte

Am 01. Januar 2021 wird die ePA für alle gesetzlich Versicherten und auf freiwilliger Basis eingeführt (wir berichteten). Beinahe dreiviertel der Befragten begrüßt dies und möchte die elektronische Patientenakte nutzen, darunter 62 Prozent der über 65-jährigen. Als die wichtigsten Anforderungen an die ePa werden die bei den Patientinnen und Patienten liegende Datenhoheit (64 Prozent), Datenschutz und Datensicherheit (63 Prozent) sowie die ausschließliche Speicherung der Daten in Deutschland (42 Prozent) genannt.

Elektronisches Rezept

Im Verlauf des kommenden Jahres wird auch das eRezept genutzt werden können. Patientinnen und Patienten entscheiden zukünftig selbst, ob die Verordnung elektronisch bereitgestellt werden soll. Mittels App kann das eRezept einer Apotheke zugewiesen werden. Zwei Drittel der Befragten interessieren sich für die neue Anwendung.

Künstliche Intelligenz (KI)

Intelligente und lernende Computer, die bei der Diagnose oder Therapiefindung unter-stützen – die Befragten sehen dies deutlich kritischer als andere Anwendungen, aber mit deutlich positiver Tendenz. 64 Prozent sind der Meinung, dass Künstliche Intelligenz Ärztinnen und Ärzten einfache Tätigkeiten abnehmen kann und so zeitliche Freiräume für die Patientinnen und Patienten schafft. 44 Prozent der Befragten würde sich gerne regelmäßig eine Zweitmeinung von einer künstlichen Intelligenz einholen, im Jahr 2019 waren es noch 31 Prozent. Nach wie vor würden jedoch fast 90 Prozent unabhängig von der Leistungsfähigkeit einer KI die Diagnose durch einen Menschen bevorzugen.